Aus: junge Welt – Ausgabe vom 4.11.2021, Seite 2 / Kapital & Arbeit
Betriebsratsmobbing in vielen Unternehmen an der Tagesordnung. Widerstand organisiert sich.
Interview: Henning von Stoltzenberg mit Wolfgang Alles, Sprecher des Komitees »Solidarität gegen BR-Mobbing!«
Sie haben vor kurzem in Mannheim Ihre achte bundesweite Tagung zum Thema »Betriebsräte im Visier« abgehalten. Im Mittelpunkt standen Strategien zur Verteidigung und Durchsetzung der Grundrechte in der Arbeitswelt. Können Sie das näher erläutern?
Bekanntlich heißt es in Artikel 1 des Grundgesetzes: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Manche Unternehmensleitungen missachten jedoch ohne jede Scham dieses zentrale Grundrecht. Sie und ihre skrupellosen Helfershelfer, darunter Rechtsanwälte, einschlägige Beratungsfirmen und willfährige »Betriebsräte« fühlen sich in Zeiten der Pandemie noch sicherer als sonst bei ihrem illegalen Treiben. Hemmungslos betreiben sie die Ausschaltung beziehungsweise Verhinderung von demokratisch gewählten betrieblichen Interessenvertretungen und von gewerkschaftlicher Organisierung. Die Folgen dieses kriminellen Handelns gegen Betriebs- und Personalräte sind offensichtlich: gesundheitlich zerstörte Menschen, schwer geschädigte Familienangehörige, ruinierte berufliche Existenzen und nicht zuletzt eingeschüchterte Belegschaften. Gerade im Vorfeld der im Frühjahr 2022 anstehenden Betriebsratswahlen gilt es, diesem Treiben entschlossen Einhalt zu gebieten.